Am 20. September 2020 war es soweit: Im Obergeschoss des Eingangsgebäudes konnte auf einer Fläche von 100 Quadratmetern die neue Dauerausstellung zur Geschichte des Westerwaldes feierlich eröffnet werden.
Über ein halbes Jahr lang hatte das Museumsteam neben dem Alltagsgeschäft daran gearbeitet und nahezu alle Tätigkeiten selbst ausgeführt.
Die Ausstellung in Form von offenen Installationen schließt eine bisherige Lücke und möchte den Besuchern am Beginn des Museumsaufenthaltes die Basisinformationen über den Westerwald vermitteln. Dabei steht auch die jüngere Vergangenheit der hiesigen Bevölkerung im Vordergrund.
Im Lebensraum Westerwald kann jetzt das Präparat des Westerwälder Wolfes „Pierre Luigi“ besichtigt werden. Dies war der erste Wolf, der nach rund 130 Jahren wieder im Westerwald auftauchte und prompt geschossen wurde. Anhand dieses Exponats spannt sich der kulturhistorische Blick bis hin in die Gegenwart.
In der stilisierten „Wester-Waldlandschaft“ finden sich in diesem Bereich auch ausgewählte vor- und frühgeschichtliche Fundstücke, aussagekräftige Zitate zur Kennzeichnung der Landschaft und seiner Bewohner sowie Gerätschaften der Waldarbeit. Darunter unter anderem eine frühe Einmannmotorsäge.
Nebenan sind in einer großen W-förmigen Vitrine mehrere Objekte arrangiert, die als Anregungen für Typisches aus der Region stehen. Der Bogen spannt sich dabei vom gusseisernen Bräter für das „Nationalgericht“ Düppekoche, über die Schallplatte „Ich bin aus’m Westerwald“ von Ulrik Remy bis hin zu Barbie und Ken in „Westerwälder Tracht“.
Ein Raum ist den beiden Hauptbodenschätzen der Region gewidmet und behandelt die damit in Verbindung stehenden handwerklichen Tätigkeiten. Dem Basalt aus dem oberen und hohen Westerwald stehen der Ton und das Kannenbäckerland im unteren Westerwald gegenüber.
Viehzucht und Milchwirtschaft, Acker- und Wiesenbau haben in der Abteilung Agrarland Westerwald ihren Platz gefunden. Anhand der ausgestellten Exponate wird dabei auch der rasante Wandel hinsichtlich der landwirtschaftlichen Geräte im 20. Jahrhundert verdeutlicht.
Von der neu errichteten Brücke über die Tenne des Gebäudes öffnet sich der Blick auf Relikte aus längst vergangenen Tagen der heimischen Bergbaugeschichte. Schaut man von der gleichen Stelle nach oben und schaltet über einen Drehknopf das Licht an, erhält man Einblicke in das auf dem Dachboden untergebrachte Sammlungsdepot.
Der hintere Ausstellungsteil ist den Themen Handwerk, Handel, Industrie und Gewerbe gewidmet. Hier ist die Einrichtung einer Spenglerwerkstatt ebenso zu sehen wie die originale Thekeneinrichtung samt Bierkeller der ehemaligen Hachenburger Gaststätte „Zum grünen Ast“ aus den 1960er Jahren. Daneben werden anhand des Ladenschildes eines jüdischen Händlers, von Glasflaschen aus der Wirgeser Fabrik, der Zunfttruhe der Bäcker aus Montabaur von 1708 sowie von Rückentragekörben einer Hausiererfamilie aus Irmtraut exemplarische Objektgeschichten beleuchtet.
Infotexte, Fotos, Filme, Slideshows und Mitmachstationen ergänzen dezent die Ausstellungseinheiten. Insgesamt bietet sich so die Möglichkeit, anhand des Einstiegs in die Themenbereiche Landeskunde, Bodenschätze und Erwerbsgrundlagen optimal für den weiteren Museumsbesuch gerüstet zu sein.